„Am Wahlabend hat sich mein Leben komplett verändert.“ So beginnt Franziska Müller-Rech ihren Vortrag beim Liberalen Treff im August. Ihr 24. Listenplatz erschien bis zwei Wochen vor der Wahl eher weniger aussichtsreich, doch dann wendete sich das Blatt. Am Wahlabend war dann um 18:00 klar, dass Sie Landtagskandidatin sein würde und um 21:00 war Regierungsverantwortung eine Option für die FDP. Ein wahrer Krimi für die 32-jährige.
Dann ging alles ganz schnell. Sie gab ihren bisherigen Job bei einem Versicherer auf. Es folgte eine konstituierende Sitzung der Fraktion, wo jeder Abgeordnete eine Wunschliste mit fünf Themen erstellen sollte, die sie sich in den nächsten vier Jahren als Schwerpunkt wünschten. Franziska Müller-Rech wählte Schulpolitik zu ihrem Favoriten und wurde schulpolitische Sprecherin der Fraktion. Schnell folgte auch ihre erste Rede im Landtag zum Thema Förderschulen. Sie berichtet, dass die Fraktion „bis in die Haarspitzen motiviert“ sei, etwas zu bewegen. Jeden Tag fühlt sie sich bestätigt, dass sie genau das schon immer machen wollte.
Wie beim Thema Schulpolitik üblich, kam eine äußerst rege Diskussion in Gang. Die erste Frage zielte auf Medienberichte ab, dass Yvonne Gebauer (FDP) als NRW Schulministerin das „Schreiben nach Gehör“ abschaffen wolle. Entgegen der Berichte, sei dies noch keine Beschlusslage. Es werde mit Experten geprüft und erst dann werde eine Entscheidung getroffen. Es gebe allerdings schon zu denken, dass Kinder Englisch-Vokabeltests schreiben und im Deutschen nicht auf die Rechtschreibung geachtet werde.
Weiterhin berichtete ein Lehrer von der Herausforderung, immer nachweisen zu müssen jedes Kind bestmöglich gefördert zu haben. Werde gegen eine Note seitens der Eltern Einspruch erhoben, müsse er seitenweise begründen, wie die Note zustande gekommen sei. Eine derartige Bürokratie entspricht natürlich nicht den Vorstellungen der Freien Demokraten. Für die Unterstützung bei der Schulverwaltung möchte die FPD übrigens Schulverwaltungsassistenten einstellen, sodass Schulleiter wieder mehr pädagogisch tätig sein können und der Beruf wieder attraktiver wird. Bei allem Streben nach Verbesserungen im Schulsystem wird in der Runde allerdings auch der Wunsch nach Stabilität laut – daher, dass nicht in jeder Legislaturperiode an der Schulen herumgeschraubt wird.