Koalitionsvertrag von Grün-Rot-Rot-Violett steht.
Vor genau 128 Tagen fand die Kommunalwahl in Bonn statt. Jetzt steht der Koalitionsvertrag zwischen den Parteien Grüne, SPD, Linke und Volt.
„Vier Monate wurden verschenkt!“, beklagt Franziska Müller-Rech, Kreisvorsitzende der Bonner Freidemokraten. „Es wurde ein Wechsel für Bonn versprochen. Herausgekommen ist eine lose Blättersammlung statt eines zukunftsfähigen Gesamtkonzepts für unsere Stadt.“
Der Koalitionsvertrag steht im Schatten der Querelen innerhalb der Grünen. Bereits zu Anfang legte man dort die Priorität auf Personalien statt Themen. Durch den Ausstieg von Brigitta Poppe-Reiners und Hardy Lohmeyer bröckelte die Koalitionsmehrheit und so musste man sich einen vierten Partner an Bord holen. „Herausgekommen ist ein Papier des kleinsten gemeinsamen Nenners. Aber nicht einmal dies – es sind Lippenbekenntnisse und Prüfaufträge an jeder Ecke. Angetreten sind die Parteien, um den ÖPNV und Wohnraum günstiger zu machen. Im Vertrag ist nur noch die Rede davon, dass günstigere Tickets geprüft werden. Auch die aktuelle Wohnkostenentwicklung wird nur geprüft anstatt effektiv daran zu arbeiten.“
Werner Hümmrich, Finanzexperte und Fraktionsvorsitzender der Freien Demokraten rechnet vor: „Enthalten sind vor allem viele und kostspielige Wünsche. Die finanzielle Kompensation soll über erhöhte Parkgebühren geschehen. Diese Rechnung kann nicht aufgehen. Das ist ein finanzpolitisches Trauerspiel!“
Auch im Bereich der Wohnungspolitik sind inhärente Widersprüche erkennbar. “Bonn hat großen Wohnungsbedarf, aber die Koalition vereinbart, keinerlei weitere Flächen zu versiegeln. Wie sie tausende Wohnungen allein über Nachverdichtung realisieren will, bleibt ihr Geheimnis. Wirtschaftspolitisch ist das nicht sinnvoll und sozialpolitisch sogar richtig schädlich.“, beschreibt der Bundestagsabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff.
„Die Krönung ist allerdings der Wunsch nach der größten Fußgängerzone der Welt zwischen Reuterstraße, Bonner Talweg, Kaiser-Karl-Ring und Rhein. Die Kennedybrücke soll im 2,5km-Radius vom Autoverkehr abgeschnitten werden. Künftig soll man also nur noch über die Südbrücke oder den Tausendfüßler mit dem Auto nach Beuel kommen können. Gleichzeitig ist das Linksbündnis aber gegen den Ausbau des Tausendfüßlers. Durch undurchdachte Ideen wie diese werden wir in Bonn sogar noch mehr und nicht weniger Stau bekommen! Es bleibt ebenfalls offen, wie die Lebensmittelläden und die beiden Baumärkte erreicht werden sollen. Auch Petrus- und Elisabethkrankenhaus liegen in diesem Bereich und würden schlechter erreichbar. Das ist ideologische Politik ohne Sinn und Verstand!“, weist Franziska Müller-Rech auf.
Die Inkonsistenz zwischen Wort und Tat zeigt sich an der bereits beklagten Zusammenlegung der Ausschüsse für Internationales und Wirtschaft. „Die Koalition hat richtigerweise zwei eigene Kapitel für Internationales/Wissenschaft sowie für Wirtschaft und Arbeit beschrieben. Abgestimmt wird in der nächsten Ratssitzung aber über die Zusammenlegung dieser wichtigen Themen in einem Ausschuss. Das lässt bereits jetzt auf die künftige Arbeit der Koalition schließen.“, resümiert Werner Hümmrich.
Die Freien Demokraten werden in der kommenden Ratsperiode als kritisch-konstruktive Opposition den Weg der Koalition verfolgen. „Der Fehlstart verheißt allerdings nichts Gutes.“, so Franziska Müller-Rech. „Der angekündigte Wechsel trieft von Ideologie und steht schon jetzt auf tönernen Füßen. Bonn kann man nur miteinander und nicht gegen die Bürgerinnen und Bürger gestalten.“
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