Wenige Projekte in Bonn werden derzeit so kontrovers diskutiert wie die Idee für den Bau eines Turms in der Rheinaue. Für die einen eine brillante Idee und neue Attraktion für Bonn, für die anderen ein eitles Bauwerk, dessen Maßstab und Architektur inakzeptabel seien. Am 3. Juni 2020 lud der FDP-Ortsverband Bonn zu einem digitalen Liberalen Treff zum Thema „Aire-Veranstaltungsturm – ein Gewinn für Bonn?“ mit Horst Burballa, dem Initiator des Projekts. Der Unternehmer Burballa erläuterte unter der Moderation von Ortsvorstandsmitglied Felix Brunn zunächst das Konzept für den Turm. Dieser soll neben einer Aussichtsplattform einen Veranstaltungssaal, etwa für Konzerte, umfassen. Initiator Burballa erhofft sich regionale Besucher, etwa aus den Niederlanden, aber auch Schulklassen, „die nicht nach Berlin gehen, sondern nach Bonn kommen“. Der geplante Turm füge sich optimal in einen Cluster ein, zu dem neben dem Post-Tower und dem Langen Eugen mit den Vereinten Nationen darin auch ein Bahnanschluss und zwei große Museen gehörten.
Zur Vorbereitung des Bauprojekts wurde eine Stiftung gegründet, die mit einem Stiftungskapital von 200.000 Euro ausgestattet ist. Dies würde je nach Bedarf „weiter aufgefüllt“, so der Oscar-Preisträger Burballa. Die Stiftung solle auch Betreiber des geplanten Turms werden.
Der Ortsverbandsvorsitzende Bernd Bollmus erklärte: „Die Idee des AIRE-Towers begrüßen wir.“ Dies ergibt sich aus dem am 30. Mai 2020 beschlossenen Wahlprogramm für die Stadtratswahl am 13. September 2020. Auf dem Kreisparteitag der Bonner FDP gab es einen „Änderungsantrag, der darauf hinauslief, die Idee ganz abzulehnen, der hat jedoch keine Mehrheit gefunden“, so der Ortsverbandsvorsitzende, der auch stellvertretender Vorsitzender des FDP-Kreisverbandes ist. Allerdings ist auch beschlossen worden, dass Architektur und Standort überdacht werden müssten und die Stadt Bonn dafür keine finanziellen Verpflichtungen eingehen darf. „Das zeigt, dass die Diskussion um das Projekt gerade erst anfängt“, so Bollmus. Wie es aussehe, sei für die geplante Baufläche zwischen Post-Tower und Langem Eugen keine Bebauung vorgesehen, was jedoch änderbar sei.
Thematisiert wurden auch mögliche Kosten für die Stadt Bonn. Horst Burballa erklärte, auf die Stadt kämen nur dann Kosten zu, wenn der Turm nicht vor 2027 fertiggestellt werde. Burballa nannte einen Betrag zwölf Millionen Euro, der hier auf die Stadt zukommen könnte, versicherte jedoch, dass er den „Ehrgeiz“ habe, das Projekt „schon richtig zu Ende zu bringen“. Für den Fall, dass ein Rückbau des Turms notwendig werden sollte, würden ferner anderthalb bis zwei Millionen Euro auf einem Notar-Anderkonto geparkt.
Ein Vorkommnis wie beim seinerzeit überschwemmten Schürmann-Bau, jetzt die Zentrale der Deutschen Welle, schloss Burballa aus. Der Turm werde auf einem Felsen gebaut, auf dem auch der Post-Tower stehe und auf einem zwei Meter hohen Sockel errichtet. „Die Tore werden bei diesem Jahrhundertwasser geschlossen und das Objekt ist dann sicher“, erläuterte Burballa.