Der Titel des Liberalen Treffs im Mai lautete: „Im Dialog: Geflüchtete aus Syrien berichten“. Die als Gäste eingeladenen vier Flüchtlinge (Abdulralman, Raid, Eyad und Subhi) im Alter von 23 bis 33 Jahren schilderten dabei sehr offen die Gründe ihrer Flucht, ihre nahezu identische Fluchtroute und ihren Alltag in Deutschland. Der von ihnen geäußerte Wunsch, mehr miteinander als übereinander zu sprechen, sollte den Charakter dieses Abends exzellent wiedergeben.
Der Abend begann mit einer moderierten Fragerunde, in der sich unsere Gäste nacheinander vorstellten und insbesondere ihr zurückgelassenes Leben in Syrien sowie ihre Fluchtgründe skizzierten. Schnell wurde den zahlreichen Gästen ersichtlich, dass unabhängig vom Fluchtzeitpunkt (2013-2015) der zu erfüllende Wehrdienst in den Reihen des Machthabers Assad eine signifikante Rolle für die Flucht spielte. Daher machten die Vier sich unter großen Entbehrungen auf den Weg nach Deutschland, der sie allein für den Transfer von der Türkei nach Griechenland $ 1.200 für den Schleuser kostete. Boote, Busse und Züge brachten sie über die Balkanroute letztlich nach Deutschland. Hier gehen sie nun ihrer Tätigkeit als Buchhalter nach, arbeiten erfolgreich daran ihr in Syrien begonnenes Studium wieder aufzunehmen oder eine Ausbildung als Krankenpfleger zu beginnen. Zwar fehlt ihnen oft ihre Familie, allerdings „schauen sie nicht zurück“, sondern arbeiten an ihrem neuen Leben in Deutschland.
In der anschließenden Gesprächsrunde wurden vom Publikum gestellte Fragen – selbst zu persönlichen und teils kritischen Themen – sehr offen und herzlich beantwortet. In diesem Rahmen erfuhren die Anwesenden, dass die Vier sich vor allem nach (politischer) Stabilität, Gleichheit und Freiheit sehnten und ihre Wahl deshalb auf Deutschland fiel. Eine Rückkehr können sich alle nur vorstellen, wenn in Syrien eine demokratische Grundordnung hergestellt würde. Insbesondere im Rahmen der Thematik „Die besondere Beziehung Deutschlands zu Israel“ verkörperten sie den liberalen Gedanken, dass keine Religion oder Ethnie zähle, sondern der einzelne Mensch, den es in seiner freien Entfaltung zu schützen gelte.
Letztlich darf als Resümee dieses Abends gezogen werden, dass Integration beim „miteinander sprechen“ beginnt und die Thematik von allen gemeinsam angegangen werden muss, um motivierten und talentierten Menschen wie unseren vier Gästen einen Platz in der Mitte der Gesellschaft zu bereiten. An dieser Stelle wünschen wir den vier „Neu“-Bonnern für ihren weiteren Werdegang viel Erfolg und hoffen sie auch zukünftig beim Liberalen Treff begrüßen zu dürfen.