- Die Bürgerbeteiligung auf „Bonn-macht-mit“ findet in einem Zeitraum von nur wenigen Tagen bis zum 26.9.2021 statt. Angesichts der Bedeutung für Bad Godesberg und der Komplexität der Maßnahmen empfehlen wir dringend, zusätzliche Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung einzuräumen.
- Wir begrüßen die erfolgreiche Umsetzung des Wettbewerbs als Voraussetzung für die weitere Umsetzung des ISEK und des zugrunde liegenden Leitbilds. Die grundlegende Vision des Ersten Preises, Bad Godesberg einen kurstädtischen Charakter zu verleihen und in der Innenstadt Begrünung, Brunnen und Wasser vorzunehmen, sehen wir positiv.
- Der Entwurf führt unter der Rubrik „Kontext“ aus, dass für die Innenstadt der größte Handlungsbedarf gesehen wird. Wir stimmen dem zu und regen an, im Interesse einer Konzentration der öffentlichen Mittel, der zu führenden Abstimmungen und Gespräche und einer zügigen Umsetzung zunächst die Planungen für die Innenstadt selbst anzugehen. Beim Kurpark, der durch den vorgesehenen Abenteuerspielplatz durchaus aufgewertet wird, sowie bei den angrenzenden Räumen (insbesondere kurfürstliche Zeile) besteht aus unserer Sicht weit weniger Handlungsdruck als in der Innenstadt, der nun auch zügig Verbesserungen zugunsten Einzelhandel, Gewerbe, Kultur, Tourismus und Wohnwert zukommen sollten.
- Die Innenstadt ist nicht nur ein zentraler Standort für den Einzelhandel, sondern darüber hinaus auch für medizinische Versorgung, Kultur, Brauchtum, Tourismus und Freizeit. Eine gute Erreichbarkeit, auch aus der Region, ist entscheidend für den Erhalt und die Erschließung von deren Potenzialen. Wir legen dringend nahe, auf die vom Entwurf angeregten Verlegungen/Beschränkungen von Parkplätzen an der kurfürstlichen Zeile sowie auf der Rigal‘schen Wiese zunächst ebenso abzusehen wie von der Sperrung von Straßenzügen wie der Straße „Am Kurpark“. Durch den angedachten Wegfall des Parkplatzes Rigalsche Wiese droht ein wichtiger Knotenpunkt (Hub) zu entfallen, der einen nicht unerheblichen Beitrag zur Entlastung des innerstädtischen Verkehrs durch Pendler leistet. Solche tiefen Eingriffe in die Infrastruktur sollten erst nach Durchführung eines umfangreichen Verkehrsgutachtens überlegt werden, welches sowohl die innerörtlichen Austauschbeziehungen als auch die Austauschbeziehungen mit der Region in einem 30 Kilometer Umkreis sowie die bislang insuffizienten Angebote durch den ÖPNV festhält.
- Die Planung für die Innenstadt muss eine Stärkung der Aufenthaltsqualität sowie des subjektiven Sicherheitsgefühls fördern. Wir denken dabei vorrangig an die Vermeidung bzw. Auflösung dunkler Ecken, in denen keine soziale Kontrolle stattfindet. Das abendliche Ausgehen in der Innenstadt muss von Schwellenängsten befreit und wieder zu einer Attraktion werden.
- Wir halten es weiterhin für nicht angezeigt, die Kurfürstenallee, die gegenwärtig harmonisch für die Sicht von Kurpark zu Redoutenpark abgesenkt ist und die kurfürstliche Zeile unberührt lässt, wieder an die kurfürstliche Zeile heranzuführen und anzuheben. Auch hier gilt: Der Handlungsdruck besteht nicht im Kurpark, sondern in der Innenstadt, deren Erreichbarkeit durch den Verkehr nicht verschlechtert werden sollte. Zudem drohen der Heiderhof, Lannesdorf, Pennenfeld, Muffendorf, das Villenviertel, Rüngsdorf verkehrlich vom Westen/der A 61 durch eine solche Planung abgeschnitten zu werden.
- Der Entwurf liefert derzeit noch keine Antworten zur Verbesserung des für den in der Innenstadt befindlichen Handel erforderlichen Lieferverkehrs, der aktuell zu bestimmten Tageszeiten die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt erheblich einschränkt.
- Wir geben zu bedenken, dass der Entwurf spürbare Eingriffe in die Bausubstanz zum Gegenstand hat, die nicht nur im Hinblick auf Architektenrechte schwer umzusetzen sein dürften (Treppen City-Terrassen Michaelplatz, Brunnen von Burgeff/Böhm), die aber auch Chancen aufweist, wie z.B. die Befreiung der Villichgasse von ihrem Hinterhofdasein.
- Die weiteren im Entwurf vorgesehenen Öffnungsmaßnahmen könnten zu einem „sich Verlaufen“ der Besucher, also einer geringeren Frequentierung der einzelnen Straßen und damit zu einem geringeren Kundenaufkommen für Handel und Gewerbe führen. Abgesehen vom notwendigen „Mitnehmen“ der Eigentümer sollten auch publikumslenkende Effekte in die planerischen Überlegungen einfließen.
- Wir würden es begrüßen, wenn im Sinne von in der Innenstadt wohnenden Menschen auch die Schaffung von nur für diese zugänglichen Höfen und Gärten in Betracht gezogen würde, dies ggf. auch durch die Schließung von Baulücken.
- Der Entwurf sieht umfangreiche Baumpflanzungen in der Innenstadt vor. Hier besteht ein Zielkonflikt zwischen einer Verschattung im Sommer zur Senkung der Innenstadtaufheizung einerseits und andererseits Verdunklung in den Wintermonaten sowohl des öffentlichen Raums als auch von Obergeschossen mit Büros und Wohnungen der umliegenden Gebäude. Als Negativbeispiel sei die Alte Bahnhofstraße angeführt. Reichten hier anfangs die Kronen der Bäume nur über das Erdgeschoss, so verschatten heute wegen unterlassener Baumpflege die Kronen die darüberliegenden und zu Wohnzwecken genutzten Stockwerke massiv und engen zudem die Optik der Straße ein. Bei der Pflanzung zusätzlicher Bäume in der Innenstadt kommt es folglich auf die Auswahl der richtigen Baumsorten sowie eine kontinuierlich gewährleistete Baumpflege an.
- Ein kontinuierlich durchzuhaltendes Pflegekonzept sollte auch die Voraussetzung sein für die Errichtungen neuer Wasserstellen in der Innenstadt. Die Pflege der bestehenden Brunnenanlagen gelingt leider nur ungenügend, sodass ein Mehr an solch ungepflegten Orten nach derzeitigem Erfahrungsstand zu unserem großen Bedauern als kontraproduktiv angesehen werden muss.
- Der Theaterplatz zeichnete sich nach seiner Fertigstellung unter anderem dadurch aus, dass rundum oberhalb der Schaufenster Markisen angebracht waren, die die damals noch vorhanden Gehsteige verschatten sollten. Es sollte überlegt werden, ob auf dieses Konzept wieder zurückgegriffen werden kann oder ob diese Wirkung, ergänzt um zusätzlichem Schutz vor starken Regenfällen, auch durch ein entsprechendes umlaufendes Vordachkonzept/Kolonnaden erreicht werden kann.
- Wir vermissen in der Konzeption auch die Bereitstellung von genügend Lademöglichkeiten für Elektroautos und Elektrofahrräder.
- Weiterhin sollte man die Innenstadt mit freiem, somit niedrigschwellig zu nutzendem Internetzugang ausbauen. Es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass der Onlinehandel in Zukunft auch die Möglichkeit vorsieht: Flanieren, inspirieren, anschauen, anprobieren, bestellen, bezahlen, abholen oder schicken lassen, also keine Vorratshaltung mehr und Umtausch minimieren.
- Angesichts eines jüngst abgeschlossenen, 30 Jahre laufenden Vertrags sind Diskussionen über eine Verlagerung des Tennisclubs derzeit irrelevant.
Diese Erklärung wird gesamthaft gezeichnet von
Wolfgang Heedt, Bezirksverordneter der FDP Bad Godesberg
Bernd Fesel, Ortsvorsitzender
Prof. Dr. Felix Hey, Leiter des Arbeitskreises Innenstadt